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1895 in Laupheim geboren, war Hertha Einstein das erste Mädchen, das nach der jüdischen Volksschule die Lateinschule besuchte. Sie studierte in Heidelberg, München und Freiburg Medizin und arbeitete seit 1920 als Assistenzärztin in Berlin. 1923 übernahm sie dort die Leitung des Entbindungs- und Säuglingsheimes des Deutschen Roten Kreuzes. Im gleichen Jahr heiratete sie den Arzt Erich Nathorff. Als einzige Frau war sie Mitglied der Berliner Ärztekammer.

1933 entzogen die Nationalsozialisten ihr und ihrem Mann die Kassenzulassung, 1938 verloren beide ihre Approbation. Im April 1939 verließen die Nathorffs Deutschland und emigrierten in die USA. Hertha Nathorff verdiente mit Gelegenheitsjobs den Lebensunterhalt, während ihr Mann das amerikanische Medizinexamen nachholte. Versuche, selbst das Medizinexamen nachzuholen, scheiterten nicht zuletzt am Widerstand ihres Mannes. Sie suchte neue Betätigungsfelder, schrieb Zeitungsartikel und hielt Vorträge. Nach dem Tod ihres Mannes 1954 bildete sie sich zur Psychotherapeutin fort. Einsam und voller Heimweh nach Deutschland und Laupheim starb Hertha Nathorff-Einstein im Alter von 98 Jahren in New York.

 

 

Dieses Porträt von Hertha Nathorff-Einstein ist ein aktuelles Werk der Künstlerin Marlis Glaser. Zu Ehren des 125. Geburtstages von Hertha Nathorff-Einstein am 5. Juni 2020 wird es im Museum ausgestellt. Die Künstlerin bezieht sich mit ihrem Porträt auf Nathorffs Erinnerungen an Laupheim: „… die lichte Weite meiner süddeutschen Heimat, die innere Harmonie eines altangesehenen, wohlhabenden Elternhauses prägten meinem Wesen den Stempel auf: immer war ich sonnig und heiter und die Herzen der Menschen flogen mir zu. Eine tiefe Liebe zu Mensch und Tier, ein fanatischer Gerechtigkeitssinn, Empfindsamkeit für alles, was wahr, schön und gut, Empfindsamkeit bis zur Empfindlichkeit, ja, Überempfindlichkeit, haben in mein Leben viel Schönheit und inneren Reichtum, aber auch viel bitteren Kampf, manche Enttäuschung und frühes Leid gebracht.“ Dieses Zitat war die wesentliche Grundlage, um Hertha Nathorff-Einstein zu charakterisieren, für die zarte Farbigkeit und den mild-gütigen Ausdruck ihres Gesichtes, ihres Blickes.